Es kommt nicht jeden Tag vor, dass wir ein derartiges Maß an Koordination erleben. Nichts desto trotz konnte Brent-Rohöl um 2,82 $ zugelegen und die Mitte der 20-Tage-Hoch-Tief-Spanne durchbrechen. Somit liegt Brent Rohöl wieder über seinem 50-Tage-gleitenden Durchschnitt.
SpotCrude auf Tagesbasis
(Quelle: TradingView)
Die API-Daten haben gezeigt das die Rohöl-Lagerbestände in dieser Woche um 2,31 Mio. gestiegen sind, was in die Schätzungen für den Bericht des DoE über die Rohölbestände einfließt. Hierbei wird ein Rückgang um 1,5 Mio. erwartet. Dennoch bereiten die API-Daten dem Rohölpreis keine wirklichen Sorgen. Ein Aufbau der Lagerbestände um mehr als 3 Mio. Barrel könnte ein Risiko für Rohöl-Long-Positionen darstellen.
Der Gedanke, dass diese koordinierte Aktion eingeplant war, war sicherlich ein Schlüsselfaktor - die Regierung Biden hatte tagelang davon gesprochen und der Markt hatte dies als das Hauptrisiko angesehen. Die Tatsache, dass der US-Rohölpreis von 84,95 $ auf 74,79 $ gefallen war, deutet darauf hin, dass die Covid-Trends in der EU zwar ein Faktor waren aber auch die SPR-Spekulationen weitgehend außer Acht gelassen wurden. Es ist klar, dass eine Freigabe dieser Größenordnung nur für eine Kursbewegung von 2 bis 3 $ verursachen dürfte. Man könnte also argumentieren, dass der Markt eine noch größere Reaktion auf die SPR-Veröffentlichung erwartet hatte.
Die Verhandlungen mit dem Iran werden am 29. November wieder aufgenommen und frühere Schlagzeilen zu diesem Thema haben in der Vergangenheit durchaus zu einer höheren Volatilität führen können. Zusätzlich findet die nächste OPEC-Sitzung am 2. Dezember statt, kurz vor den US-Arbeitsmarktdaten. Da in einigen Kreisen die Befürchtung besteht, dass die Schätzungen für die weltweite Nachfrage möglicherweise ohnehin zu hoch sind, ist der Markt nun der Ansicht, dass das zusätzliche Angebot, das durch die Freigabe der Vorratskammern entsteht, von der OPEC ausgeglichen werden muss. Man geht davon aus, dass die OPEC ihre geplante Produktionssteigerung von 400.000 BPD verringern oder sogar stoppen könnte.
Future Kurve von WTI Rohöl
(Quelle: Bloomberg)
Die Frage ist, wenn die USA wild entschlossen sind, die Energiepreise zu senken und letztlich eine stark rückdatierte Rohöl-Futures-Kurve abzuflachen, was könnte dann als Nächstes kommen, da diese Maßnahmen nur eine begrenzte Wirkung hatten? Die Inflation ist jetzt ein unglaublich politisches Thema.
Wie der stellvertretende US-Energieminister Turk ausführte, verfügen die USA über andere Instrumente um die Energiekosten in den Griff zu bekommen. Welche Maßnahmen das sein könnten, bleibt abzuwarten. Es gibt sogar Meinungen, die USA könnten ein Exportverbot verhängen, obwohl das weit hergeholt scheint und etwas ist, das eventuell in Betracht gezogen werden könnte, sollte sich der Preis für Rohöl über die Marke von 150 Dollar pro Barrel bewegen.
Im Moment scheint der Ball wieder bei der OPEC zu liegen und die Spekulationen darüber, was auf der OPEC-Sitzung am 2. Dezember passieren könnte, nehmen zu. Bis dahin dürfte es aufgrund der Schlagzeilen über den Iran und der US-Wirtschaftsdaten zu kleinen Schwankungen kommen. Damit aber die Bullen bei Rohöl wieder zulegen können, müssten wahrscheinlich eine Reihe höherer Höchststände und einen Durchbruch der 80 $-Marke zu sehen sein. Umgekehrt dürfte bei einem Schlusskurs unter der 75 $-Marke auch tiefere Kurse ins Gespräch kommen.
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