Gold-Long-Positionen dürften enttäuscht sein, dass die 2.000$-Marke nicht gehalten werden konnte. In der Folge sehen wir auf dem Chart auf Tagesbasis eine Unentschlossenheit, die durch die ausgeprägte "Doji"-Kerze verdeutlicht wird - diese kurzfristige Unentschlossenheit muss sich selbst korrigieren, so dass entweder die Bullen oder die Bären die dominierende Kraft werden müssen.
XAUUSD Daily
Gold-Long-Positionen werden auch darauf warten, dass der Ausbruch über das frühere Februar-Hoch von 1959$ gelingt, was die Grundlage für einen weiteren Aufwärtstrend bilden könnte. Dies würde natürlich die Voraussetzungen für einen Tages-/Wochenschlusskurs über der 2000$-Marke schaffen, was die Aussichten auf einen Test der im März 2022 erreichten Höchststände bei 2070,52$ erhöhen könnte.
Einige Trader sind, angesichts der erhöhten Werte verschiedener Oszillatoren, wie z.B. des RSI, neue Long-Positionen einzugehen - auch wenn der RSI eine ähnliche Aussage (zum Verhältnis von Risiko und Ertrag) macht, ist die Nettodifferenz zwischen dem 3- und dem 8-Tage-EMA ein guter Anhaltspunkt, denn diese ist auf 40$ angestiegen - den höchsten Stand seit März 2022. Die Aussicht auf eine Kurskonsolidierung hat sich also möglicherweise erhöht, da die kurzfristige Bewegung etwas an Fahrt verliert.
Die fundamentalen Argumente für Gold
Während das technische Bild etwas gedehnt (aber immer noch bullisch) aussieht, deutet das fundamentale Bild darauf hin, dass ein gewisses Maß an Vorsicht angebracht ist.
Positionierung - CTAs (systematische, trendfolgende Fonds) haben ihre Positionen in Gold-Futures scheinbar aufgestockt und sind nun "maximal long". Dieser Geldfluss war ein klarer Rückenwind für den Goldpreis, wobei diese einflussreichen Akteure nun nur noch begrenzte Kapazitäten haben, um ihre bereits umfangreichen Positionen aufzustocken. Die aktuelle Positionierung von Pepperstone-Kunden zeigt, dass 56 % der offenen Positionen in XAUUSD short gehalten werden.
Es gab auch große Geldflüsse in börsengehandelte Goldfonds, wo wir in der letzten Woche Zuflüsse von ca. 18 Mio. Tonnen verzeichneten - der Dienstag markierte sogar den größten Geldfluss an einem Tag seit Mitte 2022. Bullisch, aber wird es noch mehr werden?
Der Einfluss des Anleihemarktes - in der vergangenen Woche kam es zu einer der unglaublichsten Volatilitäten bei US- und EU-Anleihen, die wir je erlebt haben – dies lässt vermuten, dass die Fonds nur zu gern einige der Risiken durch Long-Positionen in Gold absichern wollten.
Die Tatsache, dass die USA (und viele andere Länder) eine hartnäckige und immer noch sehr hohe Inflation haben, während die Erwartungen für eine Zinserhöhung sinken, hat dazu geführt, dass die Trader einen erwarteten Rückgang der realen US-Zinsen vorweggenommen haben. Wichtig ist, dass diese Beziehung weiterhin besteht, und man sieht, dass die realen 5-Jahres-Treasury-Renditen in den USA von 1,89 % auf 1,39 % fallen, während Gold von 1807$ auf das aktuelle Niveau ansteigt.Wenn also die erwartete "reale" Rendite (d. h. die um die erwartete Inflation bereinigten Anleiherenditen) fällt, wird Gold relativ attraktiver und umgekehrt.
Gold profitiert von erwarteten Zinssenkungen
Hier sieht man, dass die Differenz zwischen dem US-Swap-Kontrakt von Mai 2023 und Dezember 2023 (die Markterwartungen hinsichtlich künftiger Zinserhöhungen/-senkungen durch die Fed) derzeit 93 Basispunkte für Zinssenkungen in diesem Zeitraum einpreist - letzte Woche sah man, dass die Zinssenkungen zwischen Mai und Dezember bei 120 Basispunkten lagen, und Gold folgte dicht dahinter.
Aus fundamentaler Sicht könnte man für eine Konsolidierung des Goldpreises plädieren - wenn dieses Verhältnis anhält, müsste man mehr als 100 Basispunkte an Senkungen einpreisen, um eine Erholung über die 2000$-Marke zu erzwingen. Eine Abschwächung der Stimmung gegenüber den US-Banken oder eine wirklich dovishe Wende der Fed in dieser Woche könte diese Preisbildung vorantreiben.Umgekehrt könnte man argumentieren, dass der Goldpreis belastet werden könnte, wenn Zinssenkungen aus dem Markt herausgepreist werden - vielleicht als ein besseres Gefühl für die Banken oder das allgemeine makroökonomische Umfeld.
QE5? In der vergangenen Woche tauchten Goldkäufer auf, nachdem die Fed ihre Bilanz um 300 Mrd. Dollar ausgeweitet hatte - dies war auf die Inanspruchnahme von Krediten durch US-Banken zurückzuführen, als die Fed verschiedene Liquiditätsfazilitäten zur Unterstützung des US-Bankensystems einrichtete. Nach vielen Debatten hat die Welt dies richtigerweise nicht als QE betrachtet, sondern als eine Kreditlinie, die von den Banken zurückgezahlt werden muss - so oder so hat die Bilanzausweitung der Fed Gold unterstützt.
Die Bilanzdaten der Fed könnten in dieser Woche erneut von Bedeutung sein, und das Ausmaß der Nachfrage nach Fed-Liquidität könnte die Gold-Trader beeinflussen.
Währungseffekt: Der Goldpreis hat sich in allen Währungen erholt, selbst in der stärksten Währung, dem JPY, der im vergangenen Monat am stärksten gestiegen ist. In der Tat haben wir gerade neue Allzeithochs in XAUJPY (Gold in JPY), XAUAUD und XAUGBP verzeichnet. Die Tatsache, dass der USD unter Druck steht, hat dem Goldpreis Rückenwind gegeben - ein Ausbruch des EURUSD über die Marke von 1,0635 könnte den USD nach unten treiben, was den Goldpreis unterstützen dürfte.
Kurzfristige Einflussfaktoren – man sollte weiterhin die Kursentwicklung der Banken in den USA und der EU beobachten, und auch wenn sich die Lage heute beruhigt hat, gibt es hier immer noch zahlreiche zweiseitige Risiken. Die FOMC-Sitzung (Mittwoch, 19:00 Uhr) hat große Auswirkungen auf die Zinsfestsetzung, den USD und damit auch auf Gold.
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