Der S&P 500 ist in den letzten Monaten konstant gestiegen und hat ein neues Allzeithoch erreicht. Hintergrund ist, das die US-Wirtschaft mit Fortschritten an der Virusfront wieder zum Leben erwacht - gestützt durch einen sehr unterstützenden geld- und fiskalpolitischen Hintergrund. Die Märkte sind eindeutig risikofreudiger geworden, was der VIX (Volatilitätsindex) zu belegen scheint. Aktuell versucht der Index, die 15er-Marke anzusteuern, um schließlich unterhalb der gefürchteten 20er-Marke zu handeln. Wir befinden uns mitten in der Gewinnsaison für das 1. Quartal. Starke Gewinne auf breiter Front sollten dazu beitragen, dass der Gesamtindex ein starkes Angebot aufrechterhält. Die Einzelhandelsumsätze, die am Donnerstag veröffentlicht werden, sollten die Erwartungen aufgrund des schlechten Wetters im Februar und der Stimulierungsmaßnahmen deutlich übertreffen, was das überragende US-Wirtschaftswachstum weiter unterstützt. In jüngster Zeit hat der Kursverlauf der 10-jährigen US-Rendite den Druck auf wachstumsstarke Aktien aus Bewertungssicht etwas gemildert. Interessanterweise hat James Bullard (nicht stimmberechtigter Präsident der Fed) mit seinen Kommentaren über einen Schwellenwert von 75 % der Amerikaner, die geimpft sein müssen, eine notwendige Bedingung für die Zentralbank, um eine Drosselung ihres Anleihekaufprogramms in Betracht zu ziehen, Hinweise auf einen möglichen Zeitplan für das Tapering gegeben. Die Aktienmärkte mögen das von der FED betriebene Quantitative Easing, daher ist dies ein Thema, das im zweiten Halbjahr dieses Jahres sehr wichtig sein wird. Der geopolitische Raum wird wieder interessant, da die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine die USA dazu veranlassten, zwei Kriegsschiffe als Warnung an Russland ins Schwarze Meer zu schicken. Auch die Beziehungen zwischen China und Taiwan sind angespannt. Könnte es sein, dass eine gewisse Risikoprämie wieder in die Märkte eingepreist wird, wenn diese Situationen eskalieren? Trotz eines leichten Schluckaufs an der Impfstofffront mit der vorübergehenden Aussetzung des Impfstoffs von Johnson&Johnson aufgrund von Befürchtungen über Blutgerinnsel haben die Händler dies in den Hintergrund gedrängt, da die risikofreudige Stimmung weiterhin fest verankert ist.
Der RSI ist ziemlich tief im überkauften Bereich, der Preis liegt über dem oberen 50-Tage-Bollinger Band und über allen gleitenden Durchschnitten, sowohl kurz- als auch langfristig. Der Kurs scheint zu versuchen das obere Ende des aufsteigenden Kanals um die 4200-Marke zu erreichen. Der April ist aus saisonaler Sicht einer der stärksten Monate für den S&P 500, so dass wir weiter nach oben drängen könnten und dann vielleicht einige Gewinnmitnahmen bis in den Mai hinein sehen könnten, was einen leichten Kursrückgang bis zur Schlüsselunterstützung bei 4k zur Folge haben könnte.
Es gibt erste Anzeichen dafür, dass der Markt die Aussichten für Europa etwas positiver einschätzt, da der Umfang der Covid-19 Impfungen weiter an Fahrt gewinnt. Die Aussetzung des Impfstoffs von Johnson&Johnson könnte die Bemühungen jedoch aktuell etwas behindern. Jede weitere Verzögerung könnte die Sommertourismus-Saison in Europa gefährden, die dringend einen Schub benötigt. Die deutschen ZEW-Stimmungsindikatoren waren schlecht, aber in diesem Markt werden die Daten fast so schnell schal, wie sie veröffentlicht werden. Am Donnerstag und Freitag erhalten wir deutsche, französische und italienische Daten sowie die Inflationsdaten der Eurozone. In der darauffolgenden Woche haben wir die Sitzung der Europäischen Zentralbank, die mit ihren Instrumenten die europäischen Aktienmärkte beeinflussen kann. Die Euro-Schwäche der letzten Zeit wird dazu beigetragen haben, dass Indizes wie der DAX in den letzten Monaten gestiegen sind, da die im Index enthaltenen Unternehmen zyklischer und multinationaler Natur sind.
Der Dax sieht so aus, als wolle er kurzfristig einen Rollover vollziehen und die 15k-Marke knapp oberhalb des 21-Tage-EMA testen (fungierte bei früheren Pullbacks als gute Unterstützung). Der RSI rollt im überkauften Bereich und der Kurs steckt derzeit in einer Mini-Range fest, die sich bald in eine der beiden Richtungen auflösen sollte. Das Hoch bei 15,2k muss entschieden überwunden werden, wenn der Preis seinen Aufwärtstrend fortsetzen soll.
Der FTSE 100 hat sich schwer getan, mit den US-amerikanischen und europäischen Benchmark-Indizes mitzuhalten und konnte seine Höchststände nicht übertreffen. Dies könnte jedoch eher eine Gelegenheit für Kurssteigerungen darstellen. Die Stärke des Pfund Sterling war eindeutig ein Gegenwind für den Index, da ausländische Einnahmen wieder in einen niedrigeren Wert umgerechnet werden. Der Brexit hat die Kursgewinne des FTSE lange Zeit gebremst. Jetzt, da dieses Problem aus dem Weg geräumt ist, könnte eine starke wirtschaftliche Erholung (die Prognosen des IWF wurden angehoben) dem FTSE beträchtliche Gewinne bescheren. Die Einführung der Impfstoffe hat einige kleinere Verzögerungen erfahren, bleibt aber immer noch solide. Man sollte eine Verlangsamung in der Impfstoffquote beobachten können. Mit der Mindestschwelle für die Herdenimmunität in greifbarer Nähe wäre diese leichte Verlangsamung aber durchaus zu verkraften. Die schottischen Wahlen am 6. Mai könnten dem FTSE eine gewisse Schwäche bescheren, wenn die SNP eine anständige Mehrheit erreicht. Der Chefvolkswirt der BoE, Andy Haldane, ist gestern zurückgetreten, was die Zusammensetzung des MPC eher lockerer für geldpolitische Themen machen sollte. Dies dürfte sich wiederum positiv auf die Aktienkurse in Großbritannien auswirken könnte.
Auf den Charts sehen wir, dass der Kurs einen aufsteigenden Kanal gebildet hat und nun an den horizontalen Widerstand von 7k stößt. Die Untersuchung des RSI deutet auf eine geringfügige negative Divergenz hin, die den Kurs unter Druck setzen könnte. Wenn der Kurs über den horizontalen Widerstand und die obere Linie des Kanals steigen kann, würde sich der FTSE in den Bereich um 7k bewegen, wo der Kurs vor dem Covid in einer Spanne zwischen 7k und 7,7k gehandelt wurde. Man sollte sich Sorgen um den Aufwärtstrend machen, wenn der Preis das jüngste Swing-Tief um 6618 am 25. März durchbrochen werden sollte. Dies würde ebenfalls bedeuten, dass der 50-Tage-SMA und die Aufwärtstrendlinie durchschnitten werden würden.
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